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Über uns

Die aktuellen Mitglieder der Skiffle Group sind:

Peter Funke  (vocals, git, mh, mand, kazoo)

Gerd Robinski (vocals, bjo, perc.)

Andrea Funke (vocals, git, washboard)

Lutz Jank (vocals, lead-git, mand, bass, piano) 

Siegmund Grabinski (vocals, 8-strg.-git, piano) 

 

 

Meine liebe Frau Andrea hat, als ich sie 2003 kennen lernte, bereits Gitarre gespielt und in einer hiesigen Musikschule Gesangsunterricht genommen. Wir haben zusammen Countrymusik gespielt - nur für uns zuhause - vorwiegend Johnny Cash. Heute ist sie die beste Waschbrettspielerin in Cottbus und Umgebung und mit Gerd und mir Gründungsmitglied der Northtown Skiffle Group. Was wäre ich ohne sie!. Andrea hat sich damals das Waschbrettspielen selbst beigebracht - nur durch hören und probieren. Anfangs lief es etwas zögerlich, aber dann plötzlich spielte sie einen eigenen Stil - anders als andere. Mittlerweile timt (englisch) sie hervorragend und ihre "Fill-ins" sind hörenswert. Ihre Gesangsstimme wird sie nochmals durch Einzelunterricht aufgemöbeln, seitdem sie weis, das sie gegen vier Männerstimmen bestehen muss.  

 

Gerd ist der Oldie in der Truppe, aber wie heißt es doch - je oller je doller?! Immer wieder überrascht er uns mit neuen Banjo-Riffs und dabei spielt er alles "aus dem Hut" während die jungen in die Textblätter schauen müssen. Was wären wir ohne ihn ? Mit seiner immensen Erfahrung ist er für uns unverzichtbar. Auf seinen - immer wohlgemeinten - Rat hört die gesamte Skifflegroup, ich eingeschlossen, obwohl wir nur knapp 4 Jahre auseinander sind. Gerd hat vor 4 Jahrzehnten die legendären "Saspower Dixielandstompers", eine weit über Cottbus hinaus bekannte Jazzband mitgegründet. Diese Band ist jedes Jahr Stammgast beim größten ostdeutschen Jazzfestival in Dresden. Sie hat einige CD`s produziert und ist oft bei Radio "Antenne Brandenburg" und den örtlichen Radiostationen zu hören. Jedes Jahr am Karnevals-Sonntag spielt die Band auf der zentralen Showbühne am "Spremberger Turm" (Wahrzeichen der Stadt Cottbus). Das Glanzstück der Band, die Olsenbande, war sogar schon der Titel für eine Komödie die wochenlang in einem Boulevardtheater in Cottbus lief. Gerd hat uns natürlich inspiriert, auch Jazztitel zu verskifflen. Dabei rannte er natürlich bei mir (Peter) offene Türen ein, denn auch ich komme aus dem Jazz.

 

 

Lutz kam auf etwas kuriose Weise mit uns zusammen. Andrea und ich sind vor vielen Jahren mal zu einer "Feuertonnenparty" eines ihrer Freunde nach Lübben gefahren, wo viele Musiker hinkommen. Ich habe damals auch eine Gitarre mitgehabt und zusammen mit Jürgen Hartmann, einem erstklassigen Countrymusiker "City of New Orleans" gesungen. Am 21.04.17 waren wir zur Party eingeladen, konnten aber durch einen Todesfall in der Familie nicht hinfahren. Der Freund wusste aber das wir aufgrund der Neuformation der Skifflegroup Musiker suchten. Und siehe da, einige Tage später meldete sich Lutz per Mail bei uns und fragte, wann wir uns denn mal treffen könnten. Als wir uns trafen, war Lutz bestens über unsere Website und unsere Musik informiert. Er hat uns dann seine (professionellen) Vorstellungen von Proben und Technik vorgestellt und rannte damit bei uns offene Türen ein. Ich habe vorher immer wieder zu Gerd gesagt: ich möchte noch "einmal" mit Profis zusammen spielen. Und Lutz ist ein echter Allrounder ! Nicht nur, dass er der wahrscheinlich beste Leadgitarrist von Cottbus ist (man nennt ihn: Dr. Gitarre), er ist auch der phänomenale Techniker, der sofort erkannt hat, woran es bei uns fehlt. Ob Piano, Bass, Mandoline oder Vocals, er kann einfach alles. Zudem arrangiert er fürs Kindermusical und fürs Konservatorium, ganz zu schweigen von den vielen Projekten, die er früher gemacht hat. Lieber Gott, lass ihn noch recht lange bei uns bleiben.

Bei der zweiten Probe (die erste dauerte übrigens 5 Stunden) fragte Lutz vorher, ob er einen guten Freund mitbringen dürfe und alle stimmten zu.

Siegmund wohnt bei Hannover, hat aber eine 86-jährige Mutter in Lübbenau, die er alle 4 Wochen besucht. "Siggi" - wie wir ihn nennen, ist ein begnadeter Pianist, der aber auch eine 8saitige Akkustikgitarre spielt und wunderbar singen kann. Siggi und ich sind beide Johnny-Cash-Fans und werden sicherlich bald den einen oder anderen Cash-Knaller aufnehmen.         

 

Ich (Peter) spiele mittlerweile in der dritten Skifflegroup im Laufe meines Lebens. Angefangen hat alles, als ich 1956 die Chris Barber Jazzband mit Lonnie Donegan am Banjo sah. Da war ich 13 Jahre alt (Als Chris Barber vor drei Jahren in der Cottbuser Stadthalle spielte und ich ihm sagte, wann ich ihn zuerst gesehen hatte, wollte er meine Hand gar nicht mehr loslassen).

Was macht man, wenn man kein Geld hat, sich eine Posaune zu kaufen, aber das Instrument spielen möchte?  Man geht in den Posaunenchor der Kirche, in der man konfirmiert wurde, und dort bekam man sogar das Instrument mit um zuhause zu üben. Und was machte ein Jazzverückter? Der ging unter die Rheinbrücken in Düsseldorf und übte "When the Saints go marching in", was in einer Mietwohnung natürlich nicht möglich war. Ich ging noch zum Gymnasium und wir gründeten in der Klasse eine Dixieland Jazzband, obwohl einige noch gar kein Instrument hatten, geschweige denn spielen konnten. Verrückt war das damals in der Dixieland-Revivalzeit. Die Jazzband hieß "White Eagle Jazzmen". Ich werde diese Band in einem Exkurs versuchen zu beschreiben soweit meine Erinnerung das noch hergibt. Als die Dixieland-Rivivalzeit zu Ende ging, lösten wir die Jazzband auf und spielten mit dem Rest der Band Skifflemusik, in der "White Eagle Skiffle Group".  Wir hatten damals einen Mandolinespieler der kein Wort Englisch sprach aber authentisch singen konnte wie Lonnie Donegan (damals gab es noch kein Internet mit Texten usw.). Geprobt wurde auf dem Deck eines alten Rheinkahnes, der auch als Kneipe auf dem Wasser diente und direkt an der Rheinpromenade festgemacht war. Manchmal, vorwiegend im Sommer waren ziemlich viele Leute unterwegs, die unsere Musik hören wollten. Wir hatten weder Micros noch Verstärker, da musste man sich schon ganz schön reinhängen! Auch diese Gruppe, von der es keine Aufnahmen gibt, werde in einem Exkurs mit Bildern beschreiben.  Als 1963 die Beatles und die Rockmusik die Welt eroberten, ging die Skifflezeit zu Ende, doch die Skifflegroups blieben weiterhin aktiv. In den Siebzigern gründeten wir deshalb den legendären "Country, Jazz & Skiffle Pool" in Düsseldorf und hatten eine tolle Skifflezeit. Ich hatte mich auf die Annonce in der "Rheinischen Post" (Zeitung) gemeldet, wo jemand Leute für Skifflemusik suchte. Ich habe vor kurzem alte Kassettenaufnahmen von dieser Skifflegroup gefunden und diese digitalisiert. Auch das werde ich irgendwann in einem Exkurs mit Bildern und Musik behandeln.  Eigentlich dachte ich, dass es das dann gewesen sei, als ich 1990 beruflich nach Berlin-Ost und 2003 weiter nach Cottbus kam, weil in dieser Gegend Deutschlands die Rockmusik, die Volksmusik und der Schlager die beherrschenden Musikrichtungen sind. Aber wie das so im Leben eines Menschen ist, der Zufall schlägt manchmal zu und das Unerwartete geschieht doch. Heute haben wir in der Northtown Skifflegroup viel Spaß zusammen, sind richtige Freunde geworden und hoffen, dass wir noch lange unser Hobby ausüben können.

 

Exkurs 1: The White Eagle Jazzmen

 

 

 

 

Von rechts nach links: Peter Funke (Posaune), Axel Bernau (Waschbrett), Wolfgang Bartsch (Gitarre), Eberhard Dechow (verdeckt, Banjo). Man sieht links am Rand den Trichter der Trompete von Rainer Bartelsheim.

Diese Dixieland-Jazzband wurde 1956 an einem Düsseldorfer Gymnasium gegründet. Da einige erst mal ein Instrument erlernen mussten, holten wir uns externe Mitspieler in die Band.

Von links nach rechts: Die Zwillinge Rolf und Walter Dabringhaus (Klarinette bzw. Querflöte), Rainer Bartelsheim (Trompete) und Peter Funke (Posaune)

 

     

Rolf Dabringhaus und Peter Funke bei einer Probe

Bandmitglieder waren: Peter Funke (Posaune), Rainer Bartelsheim (Trompete und Kornett), zuerst die Zwillingsbrüder Dabringhaus (Klarinette bzw. Querflöte), später dann Lamy Zimmermann (Klarinette), Eberhard (Tacho) Dechow (Banjo), Wolfgang Bartsch (Gitarre) und Axel Bernau (Schlagzeug und Waschbrett). Später dann, als Axel wegzog, kam der Schlagzeuger Bernd Mielke in die Band. Und nachdem auch Bernd ausstieg, spielte Dieter Bauer bei uns Schlagzeug.  Zunächst haben wir im Hause Dabringhaus in Büderich geprobt. Danach haben wir einen Proberaum gesucht, das war gar nicht so einfach. Ich erinnerte mich an meine Kirche, in der ich früher im Posaunenchor war und das erste Instrument bekam. Leider wurde das dort nichts, da man dort selbst eine Jazzband aufmachte und die Konkurrenz durch uns befürchtete. Nun, es gibt in Düsseldorf nicht nur evangelische sondern auch katholische Kirchen, wo man anfragen konnte. Und siehe da die Maxkirchengemeinde in der Altstadt gab uns einen Proberaum kostenlos. Einzige Bedingung war, dass wir einmal im Monat einen Jazzbandball für die Gemeindejugend im Kellergewölbe spielen sollten. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Wir machten sogar - wie im alten New Orleans - eine Polonaise mit der Gemeindejugend aus der Kirche hinaus durch die schmalen Gassen der Altstadt! Als Posaunist musste ich vorne weg gehen, falls die Blumentöpfe flogen. Wir haben immer Glück gehabt, es flog nichts. Irgendwann teilte man uns mit, dass man das Kellergewölbe renovieren und umbauen wollte und wir daher nicht mehr proben könnten. Irgendeiner kam auf die Idee, bei der Jugendeinrichtung in der Flingerstraße anzufragen und wir hatten tatsächlich Glück, dort einen Proberaum zu bekommen.  In dieser Zeit haben wir oft in Altstadt gespielt, in einer Brauerei, die einen Saal für ca. 600 Personen hatte. Dort war jeden 2. Samstag "Jazzbandball". Die "Schlösser-Brauerei" ist aus der Altstadt weggezogen und den Saal gibt es seit zig Jahren nicht mehr. Damals liefen die, die Instrumente hatten und spielen konnten, mit ihren "Schätzchen" durch die Stadt. Und dann kam am Karnevalssonntag das, was kommen musste. Strahlender Sonnenschein, die Kostümierten flanierten auf der "Königsallee", wo die Tribünen für den Rosenmontagszug aufgebaut waren. Wir haben uns nachmittags an der Ecke Königsallee/Benrather Str. getroffen, sind auf eine Tribüne gestiegen und haben angefangen zu spielen. Innerhalb der nächsten Minuten wurde aus unserer siebenköpfigen Band eine Jazz-Bigband! Bei "Icecream" gab es 3 Posaunensoli. 5 Trompetensoli, 4 Klarinetten- und 3 Banjosoli !! Es blieben natürlich alle Jecken stehen und wir haben selten vor so vielen Menschen gespielt. Nach einer halben Stunde aber war das schöne Konzert vorbei. Die Polizei besuchte uns und machte uns freundlich aber bestimmt darauf aufmerksam, dass die gesamte Kreuzung blockiert sein und kein Mensch mehr einen Schritt machen könne. Aus diesem Grunde sollten wir sofort aufhören zu spielen. Ärger mit der Polizei gab es auch, als wir mal bei unserem Schlagzeuger Bernd gefeiert haben. Der wohnte an der Cezilienallee am Rhein, einer noblen Anschrift. Da wir im Haus keinen Krach machen, wollten, gingen wir um Mitternacht über die Allee in den Rheinpark und spielten - 5 Minuten, dann war die Polizei da, denn die Nachbarn konnten kein Auge zumachen. 

Die Band hatte mittlerweile eine kleine Fangemeinde, die überall mit uns herumzog, wo wir gerade spielten. Aus diesem Grunde fragten wir einige Tage vor Vatertag - heute sagt man Männertag - bei der Rheinischen Bahngesellschaft (Betreiber der Straßenbahn) an, ob sie nicht auf der Linie 2 (nach Ratingen) 1 Anhänger mehr ab dem Thyssen-Hochhaus im Zentrum der Stadt anhängen könnten. Das machten die tatsächlich!! Um 9.00 Uhr ging es los: Die Band spielte, die Fans tanzten, wir hatten Fässer Bier und Plastikgläser für die Fans dabei. Und das alles in der Straßenbahn in Düsseldorf. Die Fahrt dauerte eine gute 3/4 Stunde bis Ratingen. ein Mega-Spaß! Von der Endhaltestelle ging es in den Ratinger Wald zu einem Jazz-Picknick mit uns.

Wir hatten eine schöne Dixiezeit, aber wie alles im Leben, ging sie mit Entstehung des Rock`n Roll zu Ende und die Jugend wollte die neue Musik hören und nach ihr tanzen und singen. Es war auch die Zeit, in der vermehrt ausländische Gastronomen die typischen Düsseldorfer Kneipen übernahmen. Hinzu kam, dass Rocker und Jazzer sich nicht besonders gut verstanden und man hörte von ersten Schlägereien in der Altstadt. Ein Grund für uns war auch, dass einige ebenfalls in die Rockmusik abdriften wollten, deshalb löste sich die Band auf.

 

von rechts: Axel Bernau, Rainer Bartelsheim, Peter Funke, Eberhard Dechow, man sieht ganz links die Klarinette von Lamy Zimmermann

In Bad Dangast (Nordsee): von links Wolfgang Bartsch, Eberhard Dechow, Dieter Bauer und Rainer Bartelsheim

 

 

Exkurs 2: The White Eagle Skifflegroup

 

von links: Wolfgang Bartsch, Eberhard Dechow und Josef Schmitz

Josef Schmitz mit seiner Mandoline

Wolfgang Bartsch       und        Josef Schmitz

Aus der Dixieland-Jazzband blieben Eberhard Decho (Banjo), Wolfgang Bartsch (Gitarre) und Peter Funke (Gitarre) zusammen. Hinzu kam der Mandolinenspieler Josef Schmitz. Ich weiß nur, dass er enorm gut singen konnte und die gleiche Reibeisenstimme wie Lonnie Donegan hatte. Viel später hat er uns dann verraten, dass er überhaupt kein Englisch kann. Er hat so authentisch gesungen, dass wir es nicht gemerkt haben. Irgend jemand hat auch noch Waschbrett oder Schlagzeug bei uns gespielt aber das ist aus der Erinnerung nach einem halben Jahrhundert entschwunden. Das wir am Rheinufer auf einem alten Kneipenschiff geprobt haben, habe ich schon vorher erzählt. Nach den Proben sind wir regelmäßig in eine kleine Kneipe in der Nordstraße gezogen, um noch das eine oder andere Bier zu trinken und 66 zu spielen. Beim Kartenspiel hatten wir immensen Spaß, weil wir zu zweit gegeneinander gespielt haben. Irgendwann sagte einer (wer, weiß ich nicht mehr), einer seiner anderen Freunde fahre im Urlaub mit seinem "NSU Prinz" nach Südfrankreich zum campen. Jedenfalls sei Eberhard ? gefragt worden, ob er nicht Lust hätte, mitzukommen.

Und da war die Idee geboren, mit der gesamten Skifflegroup nach Le Lavandou in der Nähe von Toulon zu fahren und dort Campingurlaub zu machen. Wir sparten ab dem Frühjahr 1962 jeden verfügbaren Groschen Taschengeld für diesen Urlaub. Wir mussten auch noch ein 2 1/2 Personenzelt, und etliche Kleinigkeiten, wie Campingkocher, Esswaren, Reservesaiten für Instrumente usw. einkaufen. und im Juli war es soweit. Erst ging es mit dem normalen Zug von Düsseldorf nach Köln/HBF. und dort standen wir dann: 5 Mann mit 15 ! Gepäckstücken. Der "Ventimiglia-Express", der uns zur Cote d`Azur bringen sollte, war ca. 150 - 200 m lang. Er fuhr an, als der Mandolinenmann mit den beiden letzten Gepäckstücken in einen Wagen stieg. Unser gebuchter Kurswagen nach Ventimiglia war am Ende des Zuges und es hat bis Koblenz gedauert, bis wir alle Gepäckstücke zusammenhatten und verstaut hatten. Nachdem jeder sich frisch gemacht und etwas getrunken hatte, wurden die Instrumente heraus geholt und dann haben wir von nachmittags um 16.00 Uhr bis zum anderen Morgen musiziert. Im Abteil wurden die Sitze vorgezogen, so dass wir eine geräumige Couch hatten. Sie saßen überall: in den Gepäcknetzen, auf halber Höhe, im Gang, bei uns mit auf den Sitzen, es wurde geraucht, dass man die Luft zerschneiden konnte und hübsche Mädchen waren auch dabei. In der Nacht haben wir kein Auge zugemacht und genug zu trinken und zu essen hatten wir auch von den Mitreisenden bekommen. Es war kurz vor 11.00 Uhr, als wir in Toulon ankamen: strahlender Sonnenschein, 30 Grad. Alle halfen uns, die Gepäckstücke aus dem Zug zu bekommen. Noch ein Abschiedsküsschen für die Mädels und der Zug fuhr weiter in Richtung Italien. Der Bus nach Le Lavandou fuhr 15 Min. später vom Bahnhofsvorplatz ab. Also wieder das alte Spiel, diesmal in der Hitze: einer blieb beim Restgepäck auf dem Bahnsteig, viere nahmen so viel wie möglich mit auf den Vorplatz, wo einer dort beim Gepäck blieb. Die anderen drei kamen zurück und holten das restliche Gepäck und den wartenden ab. Der Bus hatte eine Dachrehling und der Fahrer einen Helfer dabei. Der stieg aufs Dach und der Fahrer schmiss die Gepäckstücke nach oben. Festgezurrt wurde nichts. Wir gingen im Bus nach hinten und schauten bei jeder Serpentine ängstlich aus dem Heckfenster des Busses, ob nicht etwas heruntergefallen war. So ging das 45 Minuten lang bis nach Le Lavandou und der Bus fuhr nicht gerade langsam. Dort wohlbehalten angekommen, bekamen wir unser Gepäck heruntergereicht. Es war Mittag und es mochten an die 40 Grad sein, als tatsächlich ein kleiner "NSU-Prinz" um die Ecke kam! Von der Größe war der Wagen fast mit dem Trabi zu vergleichen, nur dass er eine Metall-Karosserie hatte. Der Motor war hinten und der Kofferraum vorne. Sie fuhren zu viert und luden so viel Gepäck wie möglich dazu. Ich dachte bei mir: hoffentlich hält der Wagen das aus und wartete mit Josef Schmitz auf die nächste Fuhre. Und tatsächlich: nach einer halben Stunde kam der Kumpel um uns und das restliche Gepäck zum "Camps du Soleil" zu bringen. Als wir beim Wärter eingecheckt hatten, hat der Freund uns noch zu unserem Stellplatz gefahren, wo die anderen drei schon das 3er-Zelt aufbauten. Josef und ich bauten das 2 1/2 Mann-Zelt auf, verstauten unser Gepäck und die Instrumente und dann setzten wir uns zusammen auf die Decken vor den Zelten und probierten den Campingkocher und die Dosen mit Nasi-Goreng aus. Es war schön warm, aber wir waren müde und gingen bald auf unsere Luftmatratzen im Zelt schlafen. Am nächsten Morgen weckte uns die Hitze des Südens. Schon um 10.00 Uhr über 30 Grad, wir wurden im Zelt gekocht! Also raus, einen Kaffee, die Instrumente unter den Arm und 100 m weiter runter an den Sandstrand - herrlich. Irgendwann fingen wir auch an zu spielen und dann geschah etwas, das ich nicht erwartet hätte: Ein Herr in den mittleren Jahren kam auf uns zu. Ich dachte noch, er wolle uns sagen, dass wir zu laut musizierten. Aber Michel Maimery stellte sich höflich vor und fragte uns, ob wir nicht ein paar Minuten mit ins "Cigalou" kommen könnten. Das Cigalou war das Lokal, direkt am Stand mit einer Bühne für Musiker. Wir sind also mitgegangen und haben auf der Bühne angefangen zu spielen. Die Micros waren auf und man konnte unsere Musik draußen am Strand hören. Michel war im Cigalou für die Musik zuständig und wir haben natürlich "ja" gesagt, als er uns fragte, ob wir abends spielen wollten. Wir haben dort wunderschöne Abende und einen tollen Urlaub verlebt.

Immer, wenn wir nachts zu unseren Zelten kamen, zirpten Heerscharen von  Zikaden. Dann holten wir die Decken aus den Zelten, legten uns hin und schauten lange in den fantastischen Sternenhimmel über uns. Irgendwann sagten sie uns, wenn die Zikaden nicht zirpen, geht in der nächsten Stunde das Gewitter los. Und genau so war es, als wir an einem Abend nach Mitternacht aus dem Cigalou kamen. Es war mäuschenstill um uns herum! Ab und zu sah man Blitze in den anderen Buchten um Le Lavandou. Zuhause gruben wir noch schnell Gräben um die Zelte, damit das Wasser abfließen konnte, denn wir lagen ja am Hang. Als wir fertig waren, fielen die ersten Tropfen und die Blitze kamen bedrohlich näher. Und dann ging es richtig los: man konnte keinen Donner irgendeinem Blitz mehr zuordnen, der Regen war so heftig, dass wir Angst hatten, mitsamt unseren Zelten wegzuschwimmen. Ich dachte nur daran,  was wohl passierte, wenn einer der Blitze in die Metallstangen des Zeltes einschlägt. Im selben Moment hob es uns aus den Luftmatratzen. In den Zelten neben uns kreischten sie. Als alles vorbei war, sahen wir, dass 20 m neben uns ein Kugelblitz in die Waschräume eingeschlagen hatte und einen pechschwarzen Krater in die Außenwand gefräst hatte. Am Hang weiter oben stand eine Scheune lichterloh in Flammen und brannte völlig aus. Das ganze Spektakel dauerte vielleicht 30 Minuten, kam uns aber wie eine Ewigkeit vor! Die Zelte haben gehalten, wir standen noch lange davor im Schlamm und waren froh, es überstanden zu haben. Am anderen Morgen war alles, wie immer. Nur auf unseren Marmeladengläsern waren Schlangen und dicke Spinnen, die mit dem Schlamm vom Hang heruntergespült worden waren. Danach habe ich nie wieder Camping gemacht und auch nie wieder ein derartiges Unwetter erlebt.  

Es gäbe sicherlich noch einige Anekdoten aus unserem Frankreichurlaub zu erzählen, aber ich möchte diesen Exkurs nicht zu sehr in die Länge ziehen, zumal ja noch ein anderer Exkurs ansteht.

 

Exkurs 3: Country, Jazz und Skiffle Pool

  

von links: Albert Whiffen, Mathias Saal, Günther Heinz, Wolfgang ? und

Peter Funke

 

Günther Heinz (washboard)

Mathias Saal (git, bjo, mh, vocals)

Wolfgang ? (bass, vocals)

Albert Whiffen (bjo, git, vocals) gest. 06/2014

Peter E. Funke (git, kazoo, vocals)

 

Ich habe schon erzählt, dass Mathias eine Anzeige geschaltet hatte, mit der er Mitspieler für Skiffle Musik suchte. Ich hatte mich gemeldet und wir verabredeten einen Kennlerntermin in einer Garage in Meerbusch, wo er auch heute noch wohnt. Günther war auch noch mit von der Partie, der spielte Waschbrett und war Münchener. Ich sagte, in meiner Dienststelle gäbe es einen, der Bass spielen könne, und so brachte ich zur nächsten Probe Wolfgang mit. Es funktionierte auf Anhieb. Man verstand sich und freundete sich sofort an und es machte Spaß, wieder Skiffle zu machen. Mathias spielte Gitarre und Banjo, ich hatte nur die alte Konzertgitarre, die ich zu meiner Konfirmation bekommen hatte und mit der ich auch in Frankreich gespielt hatte. Das ging jetzt nicht mehr. Also kaufte ich mir im Musikhaus "Jörgensen" (gibt es heute nicht mehr) eine 12-saitige Epiphone-Westerngitarre mit Verstärkeranschluss. Wir sind dann in der Düsseldorfer Altstadt im "Musentempel" aufgetreten, wobei Mathias einen Klasse-Banjospieler (Christian) engagiert hatte, der unsere Songs blind gespielt hat und tolle Soli draufhatte. In der Vorweihnachtszeit haben wir auf dem Mettmanner "Blotschenmarkt" (Holzschuhmarkt) bei eisigen Temperaturen gespielt und im Publikum stand einer, den ich am Tag zuvor auf der gleichen Bühne gesehen und gehört hatte, auch mit einer Skifflegroup. Ich hatte Mathias sofort gesagt, dass dieser Junge ein hervorragender Sänger und Banjospieler sei und gut zu uns passen könnte. Kurz vor der nächsten Probe rief mich Mathias an und bat mich, aus Hochdahl (wo ich damals wohnte) noch jemanden mit zur Probe mitzubringen, der Banjo spielen könne. Es war Albert, der Mann, den ich auf dem Blotschenmarkt gesehen und gehört hatte! Er selber hatte sich bei unserem Auftritt die Telefonnummer von Mathias geben lassen und ihn angerufen. Damit war der Pool komplett! Albert war in London geboren, sechs Jahre älter als ich und konnte alle Donegan- und Cash-Songs blind singen und spielen. Auch die Banjosoli von Donegan spielte er im Original. Es war eine Augenweide, ihm zuzuhören. Wenn ich sage: war, dann deshalb, weil Albert 2014 im Juni verstorben ist. Ich bereue zutiefst, dass ich diese Seite nicht fünf Jahre früher angefangen habe, er hätte es noch sehen können. Er war ein genialer Musiker und Freund, ich werde ihn nicht vergessen und bin froh, eine Zeit lang mit ihm musiziert zu haben.

Country Jazz & Skiffle Pool: Aufnahmen aus dem Proberaum

CJSP Aufnahmen aus dem Proberaum

 

Wir hatten tolle Auftritte in Düsseldorf und um Düsseldorf herum, wir sind auch in Köln auf einer Privatparty bei jungen aber umso reicheren Leuten aufgetreten. Geklatscht hat niemand, aber im nachhinein erfuhren wir, dass sich jeder beim Gastgeber erkundigt hat, wie er denn an diese tolle Skifflegroup gekommen ist.

Country Jazz & Skiffle Pool: Live on stage

CJSP live on stage

Irgendwann wurde Günther, unser Waschbrettmann, von seiner Mineralölgesellschaft für 2 Jahre nach Paris versetzt. Wir hatten einen Frühschoppentermin in Neuss zugesagt und keinen Waschbrettmann!. Die beste Skifflegroup in Düsseldorf war "Die letzte Skifflegroup vor der Autobahn", deren Waschbrettmann hieß Bernd Herkenrath. Und Bernd war sich nicht zu schade, bei uns auszuhelfen. Skiffler sind eben eine große Familie. Es wurde wieder ein Superauftritt in Neuss.

Wir selbst bekamen Zuwachs in Form eines Schlagzeugers und dadurch wurde die Band ein wenig mehr countrylastig. Wir spielten viele Titel von Cash, Kristofferson usw.. Und irgendwann kam die Idee auf, einmal dieses Cash-Feeling in einem Gefängnis zu erleben. Und wir haben es gemacht !!

Frieder ? (drums)

Peter van Uem (git)

 

Wir spielten an einem Sonntag-Vormittag in der Vorweihnachtszeit zwei Konzerte à eineinhalb Stunden im Düsseldorfer Stadtgefängnis "Ulmer Höh". Einen Monat vorher mussten wir polizeiliche Führungszeugnisse und die Texte der Stücke, die wir spielen wollten, der Gefängnisleitung einreichen. Natürlich hatten wir Cash-Songs im Programm. Ein paar Tage später bekam ich die schriftliche Aufforderung der Gefängnisleitung, keine Originaltexte von Cash zu singen, da viele farbige Drogenabhängige und -Dealer im Gefängnis einsaßen. Ich habe damals kurzentschlossen den "Folsom Prison Blues" ins Deutsche übersetzt und noch andere Cash-Songs. Unsere damaligen Frauen hatten Christstollen gebacken und wir selbst hatten einige Stangen Zigaretten gekauft, die wir den Gefangenen zukommen lassen wollten. Früh morgens am Sonntag fuhren wir mit unserem Equipment und einem Uher-Tonbandgerät zum Aufnehmen vom Proberaum in Meerbusch in die City zum Gefängnis. An der Pforte mussten wir zunächst unsere Ausweise abgeben. Dann durften wir in die Schleuse fahren. Beamte kamen zu uns und kontrollierten wirklich alles. Uns selbst = Körperkontrolle und das, was wir bei uns hatten. Jeder Gitarren- oder Banjokoffer und alle anderen Instrumente sowie Micros, Verstärker uns Kabel, einfach alles wurde untersucht. Uns war dabei sehr unwohl zumute, weil wir auch keine Ausweise mehr hatten und uns verkamen, als seien wir niemand. Ich erinnerte mich an den Cash-Song: alles was ich bin, ist eine Nummer.

Nach den Personenkontrollen wurden wir angewiesen, zur Gefängniskirche durchzufahren, da dies der größte Versammlungsort des Gefängnisses sei. Wir luden unser Equipment aus und bauten es vor dem Altar in der Kirche auf. Als wir damit fertig waren, gestimmt und einen Soundcheck gemacht hatten, ertönte ein schriller Pfiff, der uns durch alle Glieder ging und dann hörten wir es: das Klicken der Schlösser an den Eisentüren, das Gemurmel auf den Gängen und dann kamen sie in die Kirche, zum Teil aneinander gekettet und jeder Menge Wärter dabei. Einigen von uns wurde beim Anblick von 800 Gefangenen doch ein wenig mulmig. Aber da mussten wir jetzt durch. Ich hatte die Moderation der Konzerte übernommen und überlegte noch, wie ich sie wohl anreden sollte. Und dann kam es doch ziemlich locker aus mir heraus, als sie alle saßen, das "Hallo Gentlemen" und der Bann war gebrochen. Ich will hier nicht zu ausführlich werden, aber wir haben 2 tolle Konzerte an diesem Sonntag gespielt und waren fix und fertig, als wir wieder in unserem Proberaum waren und alles verstaut hatten. Bei einem Bier hat Mathias dann für jeden von uns Kassettenkopien von den Tonbandaufnahmen gemacht und dann hatte jeder von uns zuhause viel zu erzählen.

Country Jazz & Skiffle Pool: In Prison I und II 

CJSP in Prison

 

Wie es manchmal so ist: Bundesbeamte können bundesweit versetzt werden ! Wolfgang, unser Bassist, kam nach Lippstadt, ich wurde nach Leverkusen versetzt und Mathias wollte wieder seiner alten Liebe frönen und Rockmusik machen, was er heute noch tut www.rockspielkreis.de. Albert hat nach uns in einer berühmten Skifflegroup in Essen Bass gespielt, bei "some old friends", die auch in der Wikipedia über Skiffle genannt wird. Nun ja und ich ? Na ja, das wisst ihr ja schon.